Nachverdichtung

Um Grünland zu schonen ist die Nachverdichtung unumgänglich. Die Chancen, die dadurch entstehen sind noch nicht erkannt.

Wer mit offenen Augen und Bereitschaft für positiv-kritische Gedanken durch das Land fährt, entdeckt überall eine wachsende Zahl an Bauten, denen das Leben abhandengekommen zu sein scheint. Entweder sind sie verlassen oder nur noch von einzelnen Personen bewohnt, die Zimmer stehen leer, die Gärten zwar gepflegt, aber nicht mehr genutzt, rund1000 m2 Grundfläche und 150 m2 Wohnfläche liegen brach. Daneben suchen junge Menschen nach Möglichkeiten für erschwingliches Wohnen. Sie sind gewarnt vor der Sackgasse Einzelhaus ihrer Vorgängergeneration, das nur kurze Zeit voll genutzt wird aber mehr und mehr zur Belastung im Alter wird, nicht nur finanziell. Eine Lösung liegt nahe nämlich Adaptierung und Nachverdichtung. Das nutzt Reserven und Bestehendes, belebt wieder fast ausgestorbene Orte und es gibt eine 2. Chance für gute und nachhaltige Architektur.

Im Idealfall ist es sogar möglich, mehr Flexibilität für die Zukunft zu erhalten, wenn mehrere unterschiedliche getrennte Wohneinheiten umgesetzt werden können. Ich weiß, ein sehr idealistisches Bild und viele werden einwenden, „das geht nicht“. Und sie scheinen recht zu haben, denn jeder rät ab. Dass das Zusammenleben nie funktionieren würde, man immer zu wenig Platz hat für weiß Gott was, dass man nicht mehr der eigene Herr im Haus ist, die Liste ließe sich noch lange fortsetzen. Die positiven Argumente kennen sichtlich die Wenigsten, denn Nachverdichtung spart Kosten, spart Ressourcen wie Grund und Boden, Rohstoffe und Energie. Bei guter Planung entsteht eine hohe Flexibilität für die Zukunft und nicht zuletzt eine Schule für Gemeinschaft und Zusammenleben wider die Vereinsamung und Individualisierung unserer Gesellschaft. Innerhalb der bebauten Flächen gibt es mehr als genug Platz für eine leicht wachsende Gesellschaft sogar mit höherem Raumanspruch.

 

Des Öfteren habe ich darauf hingewiesen, dass die Raumordnungspolitik stark gefordert ist, das Thema noch mehr, als bis jetzt, zu beflügeln. Dazu gehören Initiativen zur Umsetzung beispielhafter Projekte und dazugehöriger guter Öffentlichkeitsarbeit, aber auch eine noch klarere Positionierung der Wohnbauförderung für diesen Bereich.

Text: Univ. Prof Hermann Kaufmann, Bregenz
(Teile einer Kommentarserie von Vau | hoch | drei)

vau | hoch | drei – Initiative für gemeinwohlorientierte Raumordnung

Bild: pixabay