Gestaltungsraum für Gemeinwohl-Gemeinden

Eine Kommune kann eine „Gemeinwohl-Gemeinde“ werden, indem sie einen Gemeinderatsbeschluss zur Unterstützung der Gemeinwohl-Ökonomie fasst und eine Gemeinwohl-Bilanz erstellt. Sie kann auch gemeinwohl-orientiertes Handeln aktiv fördern. Anbei finden Sie weitere Impulse bzw. können Kommunen ihre Aktivitäten durch eigene Ideen und Initiativen ergänzen und verstärken.

Sie haben 3 Möglichkeiten, sich dem Thema Gemeinwohl-Gemeinde anzunähern.

  • Gemeinwohl-Fokusbericht für Kommunen: Diese Form der Berichterstattung ist dann richtig, wenn Sie sich zuerst darauf einigen möchten, welche Werte des Gemeinwohls in ihrer Kommune/Gemeinde wirksam werden sollen. Zudem wird in diesem Prozess geklärt, wie die SDG’s in Ihrer Gemeinde umgesetzt sind.
  • Bilanzierung der gesamten Kommune/Gemeinde: Diese Form der Berichterstattung ist dann richtig, wenn Sie die Gesamtgemeinde inkl. der Politik in den Fokus nehmen wollen. In der Version V2.0 auf der Website finden Sie die Unterlagen dazu.
  • Bilanzierung des Teilbereichs Verwaltung in der Kommune/Gemeinde: Diese Form der Berichterstattung ist dann richtig, wenn Sie den Fokus auf die Bilanzierung der Verwaltung richten wollen. In der Version V2.1.A auf der Website finden Sie die Unterlagen dazu.

Das Ziel des Projektes besteht darin, die Kommunalverwaltung und -politik zu einem wirkungs- und beteiligungsorientierten Vorgehen sowie Bürgerinnen und Bürger, die Zivilgesellschaft und die Wirtschaft zu einem aktiven Engagement bei der Umsetzung der SDGs zu befähigen.

Dazu stehen 2 Dokumente zur Verfügung:

Der Leitfaden geht davon aus, dass sich eine nachhaltige Entwicklung vor allem an dem Gemeinwohl ausrichten sollte. Um eine gemeinwohlorientierte Bestandsaufnahme der nachhaltigen Entwicklung zu ermöglichen, sind als erstes allgemeine Werte definiert worden, die den Kernbotschaften der Agenda 2030 der Vereinten Nationen für eine ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltige Entwicklung ebenso entsprechen wie den Werten der Gemeinwohl-Ökonomie (Menschenwürde, Solidarität, ökologische Nachhaltigkeit, soziale Gerechtigkeit sowie Transparenz und demokratische Mitbestimmung).

Die Hintergrundinformationen statten die Bearbeiter*innen mit dem nötigen Know-How aus, um dem Prozess inhaltlich folgen und umsetzen zu können.

Im Auftrag der Bertelsmannstiftung und in Kooperation mit iclei und der Gemeinwohl-Ökonomie wurden diese Dokumente verfasst.

Fördern Sie Unternehmen, die in der Gemeinde ansässig und tätig sind, ihre eigene Gemeinwohl-Bilanzen zu erstellen. Dadurch werden Pioniere hervorgehoben und ihre Leistungen gefördert und sichtbar gemacht. Dies könnte in Form von jährlichen Auszeichnungen für GWÖ-Unternehmen geschehen, die ihren außergewöhnlichen Dienst an der Gemeinschaft bekannt machen und eine Plattform für sinnvolle Diskussionen über gesellschaftspolitische Grundsätze bieten. Sie können gemeinwohl-orientiere Unternehmen mit einer guten Gemeinwohl-Bilanz auch bei der Vergabe von Aufträgen oder bei Einkäufen bevorzugen.

Es gibt regionale GWÖ-Berater*innen, die Sie gerne bei der Bildung von Bilanzierungsgruppen unterstützen. Für eine Information zur Gemeinwohl-Ökonomie bis zur Erstellung einer auditierten Gemeinwohl-Bilanz. Gemeinden und Städte können moderierte Gruppen fördern. Der Prozess für lokale Unternehmen lässt sich gut in andere Prozesse integrieren, zum Beispiel in einen LA21-(Lokale Agenda 21) oder regionalen Entwicklungsprozess.

Förderung der Erstellung eines lokalen Gemeinwohl-Indexes, eines Lebensqualitäts-Indexes, der sowohl das Gemeinwohl-Produkt (Volkswirtschaft) als auch die Gemeinwohl-Bilanz (Unternehmen) berücksichtigt. Der Index setzt sich aus den 20 wichtigsten Indikatoren für die Lebensqualität zusammen, die in einem Referendum ermittelt wurden. Sobald ein Index festgelegt ist, könnte er einmal jährlich durch Umfragen überprüft werden. Im Gegensatz zum Gemeinwohl-Produkt, das zumindest in der gesamten EU einheitlich sein sollte, könnten die Gemeinwohl-Indizes von einer Gemeinde zur anderen variieren (obwohl dies eher unwahrscheinlich ist). Das Ziel besteht nicht darin, dass eine Gemeinde „besser“ ist als eine andere, sondern darin, sie zu ermutigen, Schritte zur Verbesserung der Lebensqualität ihrer Bürger*innen zu unternehmen. Die Leistung der politischen Maßnahmen sollte anhand dieser Lebensqualität bewertet werden.

Einrichtung und Förderung eines lokalen Wirtschaftskonvents. Interessierte Bürgerinnen und Bürger nutzen diese Konvente, um die 20 wichtigsten Regeln für den Wirtschaftsprozess auf lokaler, nationaler und EU-Ebene festzulegen. Sie könnten sich alle zwei Monate treffen, um:

  • den Rahmen kennenzulernen und vorzustellen
  • die zehn bis zwanzig Themen zu bestimmen, auf die sie sich konzentrieren wollen
  • Nachforschungen anzustellen
  • Feinabstimmung der Ergebnisse
  • Abstimmung (nach der Methode des systemischen Konsenses)
  • Nachbereitung und Beratung über die nächsten Schritte (z. B. Einladung an andere Kommunen, Aufruf zu einem landesweiten oder EU-weiten Konvent).
  • Das Papier „Prozessdesign für einen kommunalen Wirtschaftskonvent“ wurde vom Redaktionsteam des Vereins zur Förderung der Gemeinwohl-Ökonomie erstellt. Die zahlreichen lokalen Wirtschaftskonvente sollen Impulse für einen bundes- oder EU-weiten Wirtschaftskonvent geben.
  • Leitfaden Kommunaler Wirtschaftskonvent

Politische Arbeit

Internationale und nationale Initiativen und Gesetze entwickeln sich weiter. Erfahren Sie dazu mehr.

Arbeitsunterlagen

Materialien zur Erstellung eines Gemeinwohl-Berichts bzw. eines Fokusberichts für Kommunen (Gemeinde, Städte, Regionen)

Es gibt  drei Arten von Vertiefungsmöglichkeiten:

  1. Gemeinwohl-Fokusbericht für Kommunen – eine Annäherung an die Werte des Gemeinwohls und die SDG’s
  2. Eine umfassende Gemeinwohl-Bilanzierung für Kommunen und
  3. Eine Gemeinwohl-Bilanzierung für Kommunen mit Fokus auf den Teilbereich Verwaltung.

Dazu stellen wir hier alle Arbeitsmaterialien zum Download zur Verfügung:

Vorzeige-Gemeinden

Gemeinwohl-Gemeinden

  • Die ersten Gemeinden des Gemeinwohls entstanden 2014 in Italien in AltoAdige (Laas, Mals, Latsch und Schlanders) und in Spanien (Miranda de Azán und Orendain). In letzterem wurde die gesamte Bürgerschaft befragt, ob sie den Weg der Allmende-Gemeinde einschlagen möchte. Die Teilnahmequote lag bei 90 Prozent, von denen 89,6 Prozent mit Ja stimmten.
  • Die ersten zertifizierten Gemeinwohl-Kommunen in einem deutschsprachigen Land sind 2017 die Gemeinden Mäder und Nenzing in Vorarlberg in Österreich.
  • 2018 folgt Kirchanschöring in Bayern, Deutschland
  • und bald darauf folgten drei weitere Gemeinden mit Klixbüll, Breklum and Bordelum in Nordfriesland, Deutschland.
  • Im Februar 2019 hat der Stadtrat von Mertzig, Luxemburg, einstimmig beschlossen, die erste GWÖ-Gemeinde des Landes zu werden.
  • Im Oktober 2021 wurde Postbauer-Heng, Deutschland im Rahmen des GWÖ-Kongresses in Nürnberg als „Gemeinwohl-Gemeinde“ ausgezeichnet.
  • In der Zwischenzeit gibt es in Spanien, Italien und in Österreich und Deutschland weitere Gemeinwohl-Gemeinden.

Vorzeige-Städte

  • In Barcelona erstellte der Bezirk Horta-Guinardó 2016 seine erste Gemeinwohl-Bilanz, bevor er beschloss, auch private Unternehmen zu fördern, von denen 2019 zehn zertifiziert wurden.
  • In Stuttgart, Deutschland, haben 2018 zwei städtische Kommunalbetriebe eine Gemeinwohl-Bilanz erstellt. Die Stadt selbst hat einen Mitarbeitenden eingestellt, der sich ausschließlich um die Umsetzung der Gemeinwohl-Bilanz kümmert, und bezuschusst private Unternehmen, die eine Gemeinwohl-Bilanz erstellen.
  • Mannheim folgt mit vier Unternehmen.
  • Wien fördert private Unternehmen im Rahmen ihres Ökobusiness-Programms. 2023 hat der erste Kommunalbetrieb der Stadt Wien bilanziert. Weitere sollen in Begleitung der Klima- und Innovationsagentur der Stadt Wien (UIV Urban Innovation Vienna) folgen (Stand 2024), siehe TV-Beitrag.
  • Die Stadt Amsterdam hat die GWÖ neben der Doughnut Economy und den B Corps in ihr Amsterdam Impact Action Program 2019-2022 aufgenommen.
  • In Aachen haben 2023 mit der regionalen Wirtschaftsförderung AGIT und dem städtischen Gebäudemanagement (als erster kommunaler Einrichtung dieser Art in Deutschland) zwei kommunale Eigenbetriebe eine Gemeinwohl-Bilanz erstellt.

Weiterführende Infos