Lösungswerkstätte & Diskussionen für eine Wirtschaft jenseits des Wachstumsparadigmas

© Foto Sacha Gillen
Am 13. Juni 2025 fand in der Blumenfabrik Wien das Beyond Growth Forum statt – ein vielfältiger, inspirierender Begegnungsraum für Initiativen, Organisationen und engagierte Einzelpersonen, die sich für eine sozial gerechte, ökologisch tragfähige und lokal verankerte Wirtschaft einsetzen. Unter dem Motto „Beyond Growth“ wurden Wege diskutiert, wie eine Abkehr vom rein wachstumsgetriebenen Wirtschaftsdenken gelingen kann.
Nach einer bewegenden Keynote von Lisette von Maltzahn (Degrowth Vienna), in der zentrale Herausforderungen des Wachstumsparadigmas beleuchtet und alternative Denkweisen aufgezeigt wurden, ging es im Rahmen der Lösungswerkstätten in die Tiefe.
Workshop zur Gemeinwohl-Ökonomie: „Gemeinwohl-Index mit Bürger*innen-Rat entwickeln“
Einen dieser Workshops konnten wir als Team der Gemeinwohl-Ökonomie gestalten. Lorenz Trattner und Silvia Painer stellten die Gemeinwohl-Ökonomie und das Konzept eines Gemeinwohl-Index (GW-I) vor – ein Instrument, das es Gemeinden und Stadtteilen ermöglichen soll, ihre gemeinsamen Werte in konkrete wirtschaftspolitische Ziele zu übersetzen.
Bereits die Einführung in die Prinzipien der Gemeinwohl-Ökonomie stieß auf großes Interesse und regte zu intensiven Diskussionen an. Nach der theoretischen Erläuterung des Index-Prozesses stand der partizipative Teil im Vordergrund: Die Teilnehmenden erarbeiteten in sechs Kleingruppen jeweils einen beispielhaften Wertekompass. Ziel war es, sich auf drei zentrale Werte pro Gruppe zu einigen – ein Prozess, der ebenso lebhafte wie tiefgründige Gespräche auslöste. Die Frage „Was ist dir wirklich wichtig?“ berührte viele Teilnehmende persönlich und führte zu spannenden Auseinandersetzungen.
Im Anschluss entsandten die Gruppen je einen Delegierten, die in der Mitte des Raumes eine offene Diskussion führten. Ziel war es, sich auf fünf gemeinsame Werte zu einigen, die in einem konsolidierten Wertekompass zusammengeführt wurden. Über diesen Kompass wurde schließlich mit der soziokratischen Methode des Systemischen Konsensierens abgestimmt – eine Methode, die nicht Mehrheiten sucht, sondern möglichst wenig Widerstand.
Der Workshop endete mit einer offenen Fragerunde. Das Feedback fiel überwiegend positiv aus – es wurden aber auch kritische Punkte angesprochen, die wertvolle Hinweise für die Weiterentwicklung des Instruments geben. Der Workshop war ein vielversprechender Schritt auf dem Weg zu demokratisch legitimierten Alternativen zum Bruttoinlandsprodukt.
Fishbowl-Diskussion und Barcamp
Am Nachmittag wurde in einer Fishbowl-Diskussion mit kurzen Impulsen die Frage vertieft, welche Barrieren dem Wandel zu einer Postwachstumsgesellschaft entgegenstehen – und wie sie überwunden werden können. Die Diskussion beleuchtete strukturelle Hemmnisse, institutionelle Trägheit, aber auch Kooperationspotenziale zwischen sozialen, ökologischen und wirtschaftlichen Akteur*innen. Im anschließenden Barcamp wurden diese Themen in offener Atmosphäre weiterverfolgt. In Kleingruppen entwickelten die Teilnehmenden konkrete Ideen, was es braucht, um Beyond Growth in lokalen Kontexten umzusetzen. Der Raum für Austausch war nicht nur produktiv, sondern auch inspirierend und ermutigend.
Fazit
Das Beyond Growth Forum 2025 war ein inspirierender, vernetzender und handlungsorientierter Tag. Neben den inhaltlichen Impulsen waren es auch die persönlichen Gespräche in den Pausen, die den Tag prägten. Die Blumenfabrik bot dafür den idealen Rahmen.
Eine Veranstaltung von Global 2000, Umweltdachverband und Degrowth Vienna.
Fotonachschau
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