„Es geht mir vor allem um Menschlichkeit. Ich arbeite für Menschen, mit Menschen und umgeben von Menschen.“

Interview mit Stefan Ortner, Eigentümer von Greenprint Osttirol

Stefan Ortler, Greenprint Osttirol
Wer bist du und was macht Greenprint Osttirol aus?
Mein Name ist Stefan Ortner, und ich bin Eigentümer von Greenprint Osttirol. Wir sind ein kleiner Betrieb mit acht Mitarbeitenden und bieten ökologische Drucksorten in kleinen Losgrößen an – also ab einem Exemplar. Unser Anspruch ist es, Druckprodukte nicht nur wirtschaftlich erfolgreich, sondern auch ökologisch und menschlich verantwortungsbewusst zu gestalten. Nachhaltigkeit, Menschlichkeit und ganzheitliches Denken stehen bei uns im Mittelpunkt. Diese Werte passen hervorragend zur Gemeinwohl-Ökonomie (GWÖ), weshalb wir eine Bilanz gelegt haben.
Was hat dich motiviert, den Weg der GWÖ-Bilanzierung einzuschlagen?
Die Idee zur GWÖ kam durch Gespräche mit einem Freund in Osttirol. An einem Abend tauschten wir uns intensiv über die Prinzipien der Gemeinwohl-Ökonomie aus, und ich war sofort begeistert. Es ging mir darum, mit meinem Betrieb nicht nur Produkte herzustellen, sondern auch einen Mehrwert zu schaffen – für die Gesellschaft und die Umwelt. Die Möglichkeit, neben finanziellen Zielen auch soziale und ökologische Faktoren einzubeziehen, hat mich überzeugt. Ich wollte nicht einfach nur wirtschaftlichen Erfolg, sondern auch ein Unternehmen aufbauen, das Verantwortung übernimmt.
Wie hat sich die Bilanzierung auf das Unternehmen und die Zusammenarbeit ausgewirkt?
Als kleiner Betrieb haben wir viele Aspekte der Gemeinwohl-Ökonomie schon vorher intuitiv gelebt, etwa durch enge Kundenbeziehungen und flache Hierarchien. Die Bilanzierung hat uns jedoch geholfen, diese Ansätze systematisch weiterzuentwickeln. Wir haben angefangen, bewusster auf regionale Beschaffung zu achten und Ressourcen effizienter einzusetzen. Besonders in der Kommunikation mit Kunden und Mitarbeitenden hat sich unser Bewusstsein geschärft. Wir hinterfragen stärker, wie wir handeln und welche Auswirkungen unser Handeln hat. So stellen wir sicher, dass wir nachhaltiger agieren – sowohl im Betrieb als auch im Austausch mit Partnern.
Wie setzt ihr Nachhaltigkeit in einer ressourcenintensiven Branche um?
Im Druckgewerbe wird oft der hohe Ressourcenverbrauch kritisiert. Wir versuchen, durch verschiedene Maßnahmen gegenzusteuern. Zum Beispiel erzeugen wir unseren eigenen Strom mit einer Photovoltaikanlage auf dem Dach unserer Druckerei. Wenn die Sonne mal nicht scheint, beziehen wir ausschließlich Ökostrom aus Wasserkraft. Unsere Druckmaschinen arbeiten ressourcenschonend, und wir verwenden Papiere die mit dem „Blauen Engel“ oder der „Euroblume“ zertifiziert sind. Zudem sind unsere Farben „De-Ink“-fähig – das bedeutet, die Drucke lassen sich recyceln, und die Farbpartikel werden umweltfreundlich weiterverwendet.
Wie reagieren Kunden und Partner auf eure nachhaltige Ausrichtung?
Natürlich war der Wandel nicht ohne Herausforderungen. Einige unserer früheren Kunden, die mehr Wert auf günstige Massenproduktion legten, haben sich verabschiedet. Doch gleichzeitig haben wir eine neue Zielgruppe angesprochen: Menschen und Unternehmen, die Wert auf Nachhaltigkeit und Menschlichkeit legen. Diese neue Kundschaft schätzt unsere Haltung und die Qualität unserer Produkte. Besonders erfreulich sind die Kooperationen mit sozialen Betrieben, die Menschen mit Beeinträchtigungen fördern. Diese Zusammenarbeit zeigt, dass Wirtschaft und soziale Verantwortung Hand in Hand gehen können.
Was treibt dich als Unternehmer an?
Es geht mir vor allem um Menschlichkeit. Ich arbeite für Menschen, mit Menschen und umgeben von Menschen. Meine Motivation ziehe ich daraus, etwas Sinnvolles zu tun und nicht bloß Gewinn zu maximieren. Meine Enkel sollen später stolz auf das sein, was wir geschaffen haben, und ich möchte ihnen eine lebenswerte Zukunft ermöglichen. Auch meine Mitarbeitenden stehen im Fokus: Sie sollen nicht überfordert sein, sondern Freude an ihrer Arbeit haben. In meinem Betrieb steht nicht der Profit an erster Stelle, sondern die Frage, wie wir einen positiven Beitrag leisten können – sowohl für die Gemeinschaft als auch für die Umwelt.
Mit Greenprint Osttirol zeigt Stefan Ortner, dass nachhaltiges Wirtschaften auch im Kleinen möglich ist. Sein Ansatz verbindet ökologische Verantwortung, menschliche Werte und wirtschaftliche Tätigkeit zu einer Einheit, die weit über das reine Produkt hinausgeht.
Wir bedanken uns herzlich bei Stefan Ortner für das offene und inspirierende Gespräch. Es war eine Freude, ihn und seine Haltung zur Gemeinwohl-Ökonomie kennenzulernen!