Bedingungsloses Grundeinkommen mit Helmo Pape

 

vlnr.: Gebhard Moser, Helmo Pape, Margit Brunner-Gohm

Foto: GWÖ Vorarlberg

Bedingungsloses Grundeinkommen – eine Illusion?

Das Bedingungslose Grundeinkommen scheint ein Thema zu sein, das Menschen bewegt. 34 Menschen aller Altersstufen kamen am 05. Juni in die Bibliothek Satteins um mit Helmo Pape, einen profunden Kenner der Materie, darüber zu diskutieren. Anhand von vielen interessanten Folien hat er sein Modell des Bedingungslosen Grundeinkommens dargestellt. Da geht es nicht um ein paar kleine Anpassungen, sondern um eine wirkliche Transformation. Diese betrifft nicht nur das heutige Modell von Steuern und Beitragszahlungen, sondern auch das Menschenbild, das wir haben. Geht es den Menschen wirklich immer nur um mehr Profit auf Kosten anderer? Ist Leistung wirklich das Einzige, worum es geht?

Es hat mich dann doch überrascht dass ca. 50% der Menschen in Österreich bereits heute von Transferzahlungen leben, ca. 5% von Erträgen aus Vermögen und der Rest von Einkommen aus persönlicher Arbeit. Als Transferzahlungen sind hier Einkommen aus Pensionen, Sozialleistungen, Arbeitslosengeld, und genauso die Ausgaben die Eltern für ihre Kinder tätigen, denn auch sie haben ja keine Arbeitseinkommen. Ein interessantes Gedankenspiel.

Götz Werner, der Gründer der Drogerie-Kette dm hat sich zu diesem Thema schon 2007 viele Gedanken gemacht und diese in seinem Buch „Einkommen für alle“ zusammengefasst.

Ja und was wäre, wenn wir Arbeit neu definieren würden und die Erziehungsarbeit von Eltern als einen wertvollen und daher auch zu honorierenden Beitrag für die Gesellschaft anschauen würden? Und was, wenn wir die Steuern und Abgaben auf Arbeit auf Null setzten würden und dafür die Mehrwertsteuer drastisch erhöhen? Material würde teurer, Arbeit billiger. Nach den „Gesetzen“ der Marktwirtschaft würde dann weniger Material verbraucht und viel mehr repariert, weil Arbeit ja billiger zu bekommen ist. Nicht weil der Arbeiter weniger bekommt, sondern weil die Steuern und Abgaben gesunken sind. Schon spannend einmal ganz neu zu denken. Helmo Pape hat mir viele Anregungen gegeben und die Fragen, die von den Zuhörer:innen gestellt wurden zeigten deutlich, dass sie verstanden haben, worum es hier geht. Skeptisch ja, aber nicht grundsätzlich ablehnend. Allen wurde bewusst, dass unsere Gesellschaft nicht nur aus der finanziellen Ecke heraus betrachtet werden kann, Beziehungen spielen eine immer größere Rolle oder wie es John Naisbitt formuliert hat: „Der wichtigste Durchbruch im 21. Jahrhundert kommt nicht durch die Technologie zustande, sondern durch ein erweiterndes Verständnis, was es bedeutet, Mensch zu sein.“

In diesem Sinne freue ich mich über alle Menschen, die mithelfen dieses Verständnis, des „Mensch seins“, tatsächlich zu erweitern und diese unsere einzigartige Welt immer noch ein bisschen besser zu machen. Lasst uns gemeinsam über neue Modelle nachdenken, sie kritisch durchleuchten und ihnen dann zum Durchbruch verhelfen. Die Gemeinwohl-Ökonomie kann eine Heimat bieten.

Bericht: Gebhard Moser, GF Gemeinwohl-Ökonomie Vorarlberg

diese Veranstaltung fand in Kooperation mit der Bibliothek Satteins statt.

Helmo Pape
Ex-Banker und Grundeinkommens-Aktivist

Mitbegründer des österreichischen Vereins “Generation Grundeinkommen” – nach anfänglicher Ablehnung des Bedingungslosen Grundeinkommens doch zum wahren Aktivisten dafür geworden.

Lange Zeit arbeitete Pape in der Finanzbranche und handelte mit Wertpapieren und Derivaten, bis er eines Tages für sich erkannte, dass seine Tätigkeit viel Schaden an der Gesellschaft anrichte und keinen wirklichen Beitrag zum Gemeinwohl beinhalte.

Als er erstmals von der Idee des BGEs hörte, sträubte er sich instinktiv dagegen. In seinem ablehnenden Modus glaubte Pape nicht an die Idee, bedingungslos Geld erhalten zu können. Je mehr er sich jedoch mit dieser Idee beschäftigte, desto größer wurde die Einsicht, dass die Erwerbstätigkeit zu einem Muss geworden sei und sich die komplette Gesellschaft unter Druck und Zwang befinde.

Quelle: Akademie für Gemeinwohl