Ökologisches Bauen leicht gemacht – Wie öffentliche Beschaffung den Wandel vorantreibt
Nachhaltigkeit ist längst kein Nischenthema mehr – gerade im Bauwesen hat sich in den letzten Jahren viel bewegt. Dabei sind es nicht nur neue Technologien oder das steigende Umweltbewusstsein der Bevölkerung, die den Wandel vorantreiben, sondern auch gezielte Maßnahmen der öffentlichen Hand. Ein beeindruckendes Beispiel dafür ist die Anwendung der ÖkoBauKriterien, die online unter baubook.info oder baubook.at frei zugänglich sind.
Was sind die ÖkoBauKriterien?
Die ÖkoBauKriterien sind ein umfassender Online-Leitfaden für ökologisches Bauen. Sie bieten Planer*innen, Bauherr*innen und Handwerksbetrieben Orientierung bei der Auswahl umweltfreundlicher Bauprodukte. Über 2.000 geprüfte Produkte sind bereits in der Datenbank erfasst – von Dämmstoffen über Farben bis hin zu Bodenbelägen. Mit dem Produktfilter „Standardkriterien“ lässt sich gezielt nach ökologisch empfehlenswerten Materialien suchen.
Vorbildfunktion der öffentlichen Hand
Was dieses Projekt besonders macht, ist die Rolle der öffentlichen Hand als Wegbereiterin. Seit über zwei Jahrzehnten setzen Städte wie Wien und Gemeinden aus Vorarlberg, sowie das Land Vorarlberg auf nachhaltige Beschaffung. Sie nutzen ihre Marktmacht gezielt, um ökologische Standards zu setzen – mit Erfolg. Denn durch die konsequente Anwendung der ÖkoBauKriterien in öffentlichen Bauvorhaben wurden viele Hersteller*innen dazu bewegt, ihre bereits menschen- und umweltfreundlichen Produkte entsprechend zu zertifizieren und vor allem auch entsprechend diesem Standard Produkte weiterzuentwickeln. Das zeigt, wie politischer Wille und konsequentes Handeln strukturelle Veränderungen bewirkt.

Bild: GWÖ Vorarlberg – Gemeindezentrum Ludesch
Systemischer Wandel braucht neue Denkweisen
Die Transformation des Bausektors ist kein isolierter Prozess. Sie steht exemplarisch für einen viel umfassenderen Paradigmenwechsel. Der jüngste Artikel auf TKP.at – „Wirtschaftswissenschaften heute: Weltanschauung im Wissenschaftsgewand“ – beleuchtet kritisch, wie sehr ökonomisches Denken heute noch von überkommenen Dogmen geprägt ist. Wachstum um jeden Preis, Ressourcenverbrauch ohne Rücksicht auf Verluste – solche Modelle dominieren vielerorts nach wie vor die wirtschaftspolitische Realität.
Dabei verweist der Autor, Prof. Dr. Christian Kreiß, ausdrücklich auf die Gemeinwohl-Ökonomie und deren Begründer Christian Felber. Statt auf Konkurrenz und Eigentumsanhäufung zu setzen, plädiert Felber für Kooperation, Gemeinwohlbilanzen und faire Eigentumsgrenzen – Prinzipien, die im ökologischen Bauen bereits gelebt werden. Genau hier zeigt sich die Kraft alternativer Wirtschaftsmodelle, wenn sie konkrete Wirkung entfalten.
Ökologisches Bauen setzt einen Kontrapunkt: Es zeigt, dass ökologisches und ökonomisches Handeln kein Widerspruch sein muss – sofern Rahmenbedingungen und Anreizsysteme entsprechend gestaltet sind. Die öffentliche Hand in Vorarlberg und Wien beweist, wie hier am Bsp. „ÖkoBauKriterien“ gezeigt, dass ein anderes Wirtschaften möglich ist, wenn Nachhaltigkeit zu einem Leitprinzip wird – nicht nur als moralischer Appell, sondern als konkrete Vergabepraxis.
Fazit: Verantwortung trifft auf Wirkung
Die ÖkoBauKriterien sind mehr als ein Tool – sie sind Ausdruck eines systemischen Denkens, das Umwelt, Gesundheit und Wirtschaft zusammendenkt. Dass die öffentliche Hand hier eine Vorreiterrolle übernimmt, ist ein starkes Zeichen. Denn wenn das „gute Beispiel“ Schule macht, kann echter Wandel gelingen – von der Produktwelt bis zum gesellschaftlichen Mindset.
Für Klärungen zu ökologischen Produkten, Fragestellungen zu ökologischen Umsetzungen steht DI Siegfried Lerchbaumer, Mitglied bei der GWÖ Vorarlberg, mit seiner Expertise und seinen Dienstleistungen gerne zur Verfügung.
Kontakt:
siegfried.lerchbaumer@bau-oekologie.at / www.bau-oekologie.at