In ihrer kurzen Geschichte hat die Gemeinwohl-Ökonomie bemerkenswerte Fortschritte auf der lokalen und regionalen Regierungsebene erzielt. Selbst in der Europäischen Union ist die GWÖ auf der Landkarte zu finden. Die Gemeinwohl-Bilanz ist ein Instrument, das eine wertorientierte, ethische Wirtschaft fördert. Ihre Wirkung und Bedeutung geht über die gesetzlichen Anforderungen hinaus, um auch in Zukunft höchstmögliche Standards zu gewährleisten.
Immer mehr Verbraucher*innen suchen nach faireren und nachhaltigeren Produkten und Dienstleistungen. Die Europäische Union sowie Regierungen und politische Parteien in ganz Europa haben die GWÖ als ein wirksames Instrument anerkannt, um Verbraucher*innen, Regulierungsorganisationen und anderen Interessengruppen mehr Transparenz zu bieten. Bis zu einem gewissen Grad hat die Gemeinwohl-Bilanz die soziale Verantwortung der Unternehmen (CSR) bereits auf eine neue Ebene gebracht.
Dies liegt zum Teil daran, dass sie so umfassend konzipiert wurde, aber auch daran, dass sie das einzige Bewertungsinstrument ist, das es Verbraucher*innen und anderen Interessengruppen ermöglicht, den Beitrag eines Unternehmens zu Gesellschaft und Umwelt zu bewerten.
Angesichts der Tatsache, dass die Gemeinwohl-Bilanz schon heute den Anforderungen von morgen gerecht wird, ist sie ein Beispiel für die Zukunft. Durch die Identifizierung der Vorteile, die dies für die Gesellschaft als Ganzes schafft, sind die GWÖ-Pioniere zur treibenden Kraft für gesellschaftspolitische Entwicklungen und die zukünftige Wirtschaftspolitik geworden. Die GWÖ ist selbst keine politische Partei, versucht jedoch, Akteur*innen in möglichst vielen politischen Parteien zu gewinnen. Ähnlich wie bei der Strategie von Menschenrechts-, Friedens-, Geschlechtergerechtigkeits- oder Umwelt-NGOs sind auch Politiker*innen dabei, die die GWÖ öffentlich befürworten. Eine Liste dieser Personen ist weiter unten zu finden.
Europäische Union
GWÖ als Instrument zur Schaffung eines europäischen Ethikmarktes
Die Anerkennung der Verdienste der Wirtschaft für das Gemeinwohl durch den Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss (EWSA) ist wegweisend. Auf seiner Plenartagung am 17. September 2015 verabschiedete der EWSA mit einer Mehrheit von 86% eine Stellungnahme zum Thema „Wirtschaft für das Gemeinwohl“. Das Ergebnis dieser Abstimmung war auch eine klare Anweisung an die Europäische Kommission: Im Rahmen der erneuerten Strategie der nichtfinanziellen Berichterstattung sollen diejenigen Unternehmen belohnt werden, die eine höhere ethische Leistung nachweisen können. Auf Anfrage der Europäischen Kommission antwortete der EWSA 2017 mit einer erläuternden Stellungnahme zum Thema „Neue nachhaltige Wirtschaftsmodelle“, in der die GWÖ erneut zweimal erwähnt und auf die Stellungnahme von 2015 verwiesen wurde.
EU-Richtlinie zur nichtfinanziellen Berichterstattung
Gemäß der EU-Richtlinie zur nichtfinanziellen Berichterstattung (2014/95/EU) sind Großunternehmen seit 2017 nichtfinanzielle Informationen offenlegen. Ziel dieser Richtlinie ist es, die Transparenz der Geschäftstätigkeiten einer Organisation und deren Auswirkungen, insbesondere in Bezug auf Umwelt-, Sozial- und Arbeitnehmerfragen, zu erhöhen. Es ist zu hoffen, dass sich die Vorteile der nichtfinanziellen Berichterstattung, die für große Organisationen obligatorisch ist, auch auf kleine und mittlere Unternehmen positiv auswirken werden.
Die Richtlinie verpflichtet die Mitgliedstaaten der Europäischen Union, die Vorschriften in nationales Recht umzusetzen. Als Beispiel für eine effektive Berichterstattung hat die Gemeinwohl-Ökonomie dem Bundesgesetzgeber von Österreich ihre Gemeinwohl-Bilanz vorgelegt.
Vereinte Nationen
Im Jahr 2017 wurde die Gemeinwohl-Ökonomie vom Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen zum ersten Mal eingeladen, ihr Konzept vorzustellen. Im Jahr 2019 wurde in einem Arbeitspapier des UN-Forschungsinstituts für soziale Entwicklung (UNRISD) mit dem Titel „Sustainable Development Impact Indicators for Social and Solidarity Economy“ auf das GWÖ-Modell Bezug genommen.
Christian Felber und Diego de Isabel la Moneda
beim Europäischen Wirtschafts- und
Sozialausschuss in Brüssel.
Nationale Ebene
Politische Entscheidungen und Gesetze zur Unterstützung der GWÖ wurden bereits in mehreren Ländern getroffen.
Christian Felber wurde im Jahr 2016 als Experte für die EU-Richtlinie zur nichtfinanziellen Berichterstattung in den Deutschen Bundestag eingeladen. Im Jahr 2019 reichten die deutschen Grünen den ersten Antrag zur Unterstützung der Gemeinwohl-Ökonomie beim Bundestag in Berlin ein.
Erfahren Sie mehr über bereits bestehende Gemeinwohl-Gemeinden.
Sie sind Politiker*in und wollen unsere Idee unterstützen? Wir freuen uns – dazu schreiben Sie uns bitte an: politik@econgood.org
Stimmen von Politiker*innen
Anna Deparnay-Grunenberg | Deutschland
Mitglied des Europäischen Parlaments, Die Grünen/EFA
Carlos Trias Pintó | Spanien
Europäischer Wirtschafts- und Sozialausschuss, Spanischer Konsument*innenschutz
Klaus Buchner | Deutschland
Prof. Dr., Mitglied des Europäischen Parlaments, ÖDP
Sarah Wiener | Österreich und Deutschland
Unternehmerin, Köchin, Autorin und EU-Politikerin
Sven Giegold | Deutschland
ehem. MdEP, Bündnis 90/Die Grüne, Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz
Thomas Wagnsonner | Österreich
Mag., Mitglied im Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss (EWSA)
Werner Schweizer | Deutschland
Bürgermeister von Klixbüll (Schleswig-Hohlstein), CDU